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02.04.2024 Virologie

Preis für Prof. Akgül

onkoderm-Wissenschaftspreis 2024

Prof. Dr. Baki Akgül, Foto: Michael Wodak

Für seine dermatologische Forschung zu dem Thema „Einsatzmöglichkeiten von 3D-Hautmodellen“ hat Univ.-Prof. Dr. Baki Akgül, Leiter der Forschungsabteilung Papillomvirus-induzierte Hauttumore am Institut für Virologie der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät, den diesjährigen Wissenschaftspreis des bundesweiten Netzwerks onkoderm e.V. erhalten. Der Preis wurde im Rahmen der bundesweit größten Fachtagung für niedergelassene Dermatologinnen und Dermatologen, der DERM-Tagung, verliehen. Mit dem Wissenschaftspreis zeichnet onkoderm e.V. einmal jährlich herausragende Medizinerinnen und Mediziner im Bereich der Dermatologie aus.

Prof. Akgül veröffentlichte im Jahr 2023 erstmalig präklinische Daten zu einer Impfstrategie gegen Haut-infizierende humane Papillomviren der Gruppe beta (betaHPV). Diese Strategie zielt darauf ab, durch die Aktivierung der angeborenen Immunität die betaHPV-induzierte Hauttumorigenese zu hemmen. Das Konzept wurde vor dem Hintergrund entwickelt, dass immungeschwächte Patienten häufig hohe Mengen an betaHPV in der Haut aufweisen und infolgedessen ein signifikant erhöhtes Risiko für Hautkrebs besteht.

Im Gegensatz zu den Schleimhaut-infizierenden HPV-Typen der Gruppe alpha steht für die betaHPV-Typen, die die Haut infizieren, keine standardisierte Impfung zur Verfügung, um neutralisierende Antikörper zu induzieren und somit Hautkrebs vorzubeugen. Dies liegt an der weit verbreiteten Prävalenz von betaHPV-Infektionen und der Vielfalt von betaHPV-Typen ohne klar definierte Hochrisikovarianten.

HPVs können der angeborenen Immunantwort entkommen, indem sie die Erkennung durch die Rezeptoren des angeborenen Immunsystems, bekannt als Mustererkennungs-Rezeptoren (Pattern Recognition Receptors, PRR), aktiv unterdrücken. Aus diesem Grund testete die Forschungsgruppe um Prof. Akgül in Zusammenarbeit mit Kollegen vom Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Bonn die Möglichkeit einer therapeutischen Immunaktivierung gegen betaHPV durch eine sogenannte in situ Autovakzinierung, um die Hauttumorigenese zu verhindern. Dieser Ansatz sollte durch eine verstärkte Immunantwort gegen Keratinozyten mit erhöhter viraler Genexpression erfolgen, indem synthetische Rezeptor-Liganden zur Aktivierung der PRR eingesetzt werden. Prof. Akgül erklärte: "Die therapeutische Aktivierung der PRR in Gegenwart von Hautzellen mit hoher Expression von Virusproteinen könnte zu einer endogenen Selbstimmunisierung führen und somit zur Verringerung der Virusmenge und letztendlich zur Eliminierung virusinfizierter Zellen beitragen."

Nun wurde die Wirksamkeit einer solchen Behandlung in einem Proof-of-Concept-Ansatz im präklinischen HPV8-transgenen Mausmodell, das spontan Hauttumore entwickelt, aber auch nach mechanischer Verwundung, gezeigt. Durch die Behandlung mit Poly(I:C), einer synthetischen doppelsträngigen RNA, konnte die Entstehung von Hauttumoren bei den behandelten Tieren vollständig verhindert werden. In der Haut von mit Poly(I:C) behandelten Mäusen wurde eine erhöhte Anzahl von gesamten und aktivierten CD4- und CD8-T-Lymphozyten festgestellt. Durch T-Zell-Depletionsexperimente bei mit Poly(I:C) behandelten Tieren wurde eine dominierende Rolle von CD4-T-Zellen bei der Poly(I:C)-vermittelten Tumorprävention gezeigt. Somit wurde Poly(I:C) als vielversprechender Kandidat für eine in situ Autovakzinierung zum Schutz vor betaHPV-induzierten Hauttumoren identifiziert. In weiteren Experimenten soll nun im Tiermodell geklärt werden, gegen welche Bereiche des betaHPV-Genoms oder welche Proteine die antitumorale Immunantwort gerichtet war. Anschließend sollen diese wertvollen Erkenntnisse bezüglich der Anwendung spezifischer Immunstimulatoren als zukünftige Impfstrategie zur Hautkrebsprophylaxe bei Hochrisiko-Patienten in klinischen Studien getestet werden.

Über den Verein onkoderm e. V.

onkoderm e. V. ist ein 2009 gegründetes bundesweites Netzwerk spezialisierter Dermatologen mit den Schwerpunkten Dermato-Onkologie und Systemtherapien. Deutschlandweit gibt es derzeit 43 onkoderm-Zentren, die mit über 100 Fachärztinnen und -ärzten ein Gebiet von über 30 Millionen Einwohnern abdecken. Ziel des Netzwerks ist es, das Fachgebiet der Dermatologie als wesentlichen Bestandteil der Gesamtmedizin zu stärken und das Image des Faches durch eine hohe fachliche und nachhaltige Versorgungsqualität zu fördern. 

Originalpublikation:

Journal of Investigative Dermatology

J Invest Dermatol. 2023 Jul;143(7):1197-1207.e3

Geldgeber:

Deutsche Krebshilfe