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29.11.2023 Virologie

Preis der Deutschen Hochschulmedizin 2023

Forschungsteam für Heilung des „Düsseldorfer Patienten“ ausgezeichnet

Michael Wodak
Dr. Elena Knops, Foto: Michael Wodak

Der Preis der Deutschen Hochschulmedizin 2023 wurde heute an ein Forschungsteam für die Heilung des „Düsseldorfer Patienten“ verliehen. Durch eine herausragende Kooperationsleistung ist es einem interdisziplinären Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelungen, einen Patienten mithilfe einer Stammzelltransplantation nicht nur von Leukämie, sondern gleichzeitig von HIV zu heilen.

Vom Kölner Standort des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät Köln sind Dr. Elena Knops, eine der Erst-Autorinnen der Fallstudie und Leitung des virologischen Diagnostiklabors, und Dr. Eva Heger, Bereichsleiterin Molekulare Diagnostik, nach Berlin zur Preisverleihung gereist und haben vor Ort auch den „Düsseldorfer Patienten“ Marc Franke getroffen. Mitautoren der Studie am Kölner Institut für Virologie sind zudem Dr. Rolf Kaiser und Univ.-Prof. Dr. Florian Klein.

Der Preis der Deutschen Hochschulmedizin wird jährlich vom Medizinischen Fakultätentag (MFT) und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) vergeben. Er würdigt neben der Teamleistung in der Universitätsmedizin insbesondere die Innovation und Translation von Forschungsprojekten für die Patientenversorgung sowie die gesellschaftliche Tragweite medizinischer Errungenschaften. Das diesjährige Preisträgerteam setzt sich aus Forschenden unterschiedlicher Spezialisierungen der Hochschulmedizin-Standorte Düsseldorf, Erlangen, Hamburg und Köln zusammen, die für das Projekt auch über Deutschlands Grenzen hinaus mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kooperierten. Insgesamt waren 18 Einrichtungen aus sechs Ländern beteiligt. Ihr gemeinsames Ansinnen: Den „Düsseldorfer Patienten“, der neben seiner HIV-Infektion auch von Leukämie betroffen war, von beiden Erkrankungen zu heilen.

Die Heilung des heute 54-jährigen „Düsseldorfer Patienten“ Marc Franke gelang mithilfe einer Übertragung von Blutstammzellen. Die Herausforderung bestand vor allem in der Suche nach einer Spenderin oder einem Spender, deren Immunsysteme mit jenem des Patienten kompatibel waren und die über eine seltene, gegenüber dem HI-Virus immun machende Genvariante verfügten. Sechs Jahre nach der erfolgreichen Transplantation wurde die virusunterdrückende antiretrovirale Therapie abgesetzt. Als auch nach weiteren vier Jahren keine virale Aktivität nachweisbar war, galt der Patient endgültig als geheilt.

Vorher wurden zwei Fälle von Patienten veröffentlicht, die eine Remission einer HIV-1-Infektion nach einer Krebsbehandlung mit der Transplantation von CR5D32/D32-hämatopoetischen Stammzellen erlebten: der „Berliner Patient“ und der „Londoner Patient“.

Überzeugt haben die Jury an der Arbeit, die im renommierten Nature Medicine Fachjournal unter dem Titel „In-depth virological and immunological characterization of HIV-1 cure after CCR5Δ32/Δ32 allogeneic hematopoietic stem cell transplantation“ publiziert wurde, gleich mehrere Aspekte. „Der Erfolg konnte nur durch das große Engagement exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler realisiert werden, die mit herausragender Kommunikationsfähigkeit und Koordination standort- und länderübergreifend sowie interdisziplinär über einen langen Zeitraum zusammenarbeiteten. Wir sehen hier ein schönes Beispiel für den Erfolg, den die Vernetzung universitätsmedizinischen Arbeitens, fachlich und über Institutionen hinweg, hervorbringt“, so Prof. Dr. Matthias Frosch, Präsident des MFT.

„Die Universitätsklinika leisten Spitzenmedizin für Deutschland“, so Prof. Dr. Jens Scholz, 1. Vorsitzender des VUD. „Im Fokus steht immer, auch bei diesem ausgezeichneten Forschungsprojekt, die beste Patientenversorgung. Die diesjährigen Preisträger zeigen in besonderer Weise, wie Spezialistinnen und Spezialisten verschiedener Fachrichtungen gemeinsam erfolgreich an Innovationen arbeiten. Nur eine Hochschulmedizin, die stark aufgestellt ist und in ihrer Netzwerkstruktur gefördert wird, ist Garant für ein leistungsfähiges und effizientes Gesundheitssystem.“

Weiterhin wurde die gesellschaftliche Tragweite des Projekts von der Jury lobend hervorgehoben. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in künftige HIV-Heilungsstrategien einfließen. Auch zur Destigmatisierung von HIV hat das Forschungsprojekt, über das diverse Publikumsmedien berichteten, beigetragen. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis dient der Stärkung der Forschung in der Universitätsmedizin am Wissenschaftsstandort Deutschland. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Universitätsmedizin, der Patienteninteressen, der Industrie sowie von Institutionen aus dem universitären Forschungsumfeld.

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