Kontakt

Kontakt

23.05.2022 Virologie/Infektiologie

Auszeichnung für Dr. Grüll und Dr. Dr. Schommers

Wissenschaftspreis 2022 für zwei Kölner Mediziner 

Dr. Henning Grüll und Dr. Dr. Philipp Schommers , Foto: Michael Wodak
Dr. Henning Grüll und Dr. Dr. Philipp Schommers, Foto: Michael Wodak

Der diesjährige Wissenschaftspreis des Industrie-Clubs Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste wird an Dr. Henning Grüll und Dr. Dr. Philipp Schommers vom Institut für Virologie und der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln verliehen. Die beiden Ärzte und Wissenschaftler werden für ihre herausragenden Forschungsarbeiten zur menschlichen Immunantwort gegen virale Infektionserreger ausgezeichnet. Der Preis wurde am 19. Mai 2022 abends im Rahmen einer Feierstunde im Düsseldorfer Industrie-Club verliehen. Die Laudatio wurde von Univ.-Prof. Dr. Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Köln, gehalten. 

Seit zwei Jahren führt uns die SARS-CoV-2-Pandemie das verheerende Potential von Infektionserkrankungen auf die öffentliche Gesundheit und den Alltag eindrücklich vor Augen. Im Gegensatz zur raschen Entwicklung von effektiven Impfstoffen gegen COVID-19 liegt ein solcher trotz vier Jahrzehnten intensiver Forschung gegen HIV nicht vor. Inzwischen sind 36 Millionen Menschen in Folge einer HIV-Infektion gestorben und weltweit kommt es jährlich weiterhin zu 1,5 Millionen Neuinfektionen mit HIV. Der Entwicklung neuer und effektiver Methoden zur Behandlung und Prävention viraler Infektionserkrankungen kommt daher eine ganz besondere Bedeutung zu. Neben der unmittelbaren Untersuchung von krankheitsverursachenden Viren spielt ein detailliertes Verständnis der menschlichen antiviralen Immunität hierfür eine tragende Rolle. 

In der Arbeitsgruppe von Prof. Klein entschlüsseln Dr. Grüll und Dr. Dr. Schommers die Antikörper-Antwort gegen Virus-Infektionen, um anhand der gewonnenen Erkenntnisse therapeutische und vorbeugende Optionen zu entwickeln. Der Fokus der beiden Wissenschaftler liegt auf der Untersuchung sogenannter breit-neutralisierender Antikörper gegen HIV, die sich durch eine hohe Aktivität gegen die zahlreichen Varianten von HIV auszeichnen. In ihren wegweisenden Arbeiten gelang es den Forschern, die therapeutische Wirkung derartiger Antikörper in klinischen Studien nachzuweisen sowie neue Antikörper mit herausragenden Charakteristika zu identifizieren. So entdeckten und charakterisierten die beiden Wissenschaftler einen Antikörper namens „1-18“, der zu den stärksten gegen HIV gerichteten Antikörpern zählt. Aufgrund der besonderen Eigenschaft, die Entwicklung viraler Mutationen und damit verbundener Resistenzen effektiv zu unterdrücken, ist der Antikörper „1-18“ ein besonders vielversprechender Kandidat für die klinische Entwicklung zur Prävention und Therapie der HIV-Infektion.

Die im Rahmen der Forschung an HIV etablierten Ansätze ermöglichten es zudem, zeitnah detaillierte Kenntnisse zur Immunität gegen SARS-CoV-2 zu gewinnen. So konnten die Wissenschaftler unter anderem bereits sehr früh die Bedeutung von Booster-Impfungen für die Immunität gegen die Omikron-Variante belegen und trugen zur Identifizierung hochwirksamer Antikörper gegen SARS-CoV-2 bei. Als Ausdruck der unmittelbaren Praxisrelevanz dieser Forschung wird ein solcher Antikörper in mehreren eigenständig durchgeführten klinischen Studien zur therapeutischen Anwendung untersucht.

Der Wissenschaftspreis 

Der vom Industrie-Club e.V. Düsseldorf gestiftete Wissenschaftspreis wird in Zusammenarbeit mit der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste jährlich an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete, die nicht älter als 35 Jahre sind und einen erkennbaren NRW-Bezug haben, vergeben. Der mit 20.000 EUR dotierte Preis soll praxisrelevante und anwendungsorientierte Forschung im Lande fördern, deren Ergebnisse einen innovativen Impuls für die Wirtschaft geben können. Im Jahr 2022 wurde der Wissenschaftspreis, der zum 22. Mal vergeben wird, auf dem Gebiet der „Medizin und Lebenswissenschaften“ ausgeschrieben.